Whistleblower: Definition
Ein Whistleblower, im Deutschen oft Hinweisgeber oder Hinweisgeberin genannt, ist laut Definition im wörtlichen Sinne jemand, der in eine Trillerpfeife bläst („to blow the whistle“). Hinweisgebende wollen über unethisches Verhalten berichten oder Missstände aufdecken – am besten bevor mögliche negative Konsequenzen eintreten. Bei einem Whistleblower handelt es sich oft um einen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin, es können aber auch Dritte sein, zum Beispiel Lieferanten oder Kunden.
Für viele Menschen gelten Whistleblower als Helden, da ihnen die Aufklärung der Gesellschaft wichtiger ist als die Angst vor möglichen Konsequenzen oder die Veränderung ihrer persönlichen Situation. Es geht ihnen vor allem darum, auf Fehlverhalten, illegale Machenschaften oder unethisches Verhalten aufmerksam zu machen. Oftmals ist das von öffentlichem Interesse, aber nicht für die Augen der Öffentlichkeit bestimmt.
Was ist Whistleblowing?
Wenn eine Einzelperson Missstände in einer Organisation meldet, zum Beispiel finanzielles Fehlverhalten oder Diskriminierung, nennt man das Whistleblowing. Es gibt zwei Stufen: internes und externes Whistleblowing.
- Internes Whistleblowing liegt vor, wenn jemand innerhalb einer Organisation eine Meldung macht. Zu diesem Zweck müssen Unternehmen ein internes Hinweisgebersystem bereitstellen – so will es das Hinweisgeberschutzgesetz.
- Internes Whistleblowing liegt vor, wenn jemand innerhalb einer Organisation eine Meldung macht. Zu diesem Zweck müssen Unternehmen ein internes Hinweisgebersystem bereitstellen – so will es das Hinweisgeberschutzgesetz.
- Externes Whistleblowing liegt vor, wenn eine Person mit Informationen über Missstände im Unternehmen an die Öffentlichkeit geht. Sie wendet sich also entweder an die Medien, die Polizei oder kommuniziert über die sozialen Medien.
Gut zu wissen:
Whistleblower entscheiden sich vor allem dann, an die Öffentlichkeit zu gehen, wenn sie wenig Vertrauen in die Untersuchungs- oder Meldeverfahren ihrer Organisation haben, wenn sie bereits erfolglos versucht haben, sich intern zu äußern, oder wenn es kein System für die Meldung von Missständen gibt.
Was ist KEIN Whistleblowing?
Whistleblowing ist etwas anderes als eine Beschwerde am Arbeitsplatz. Eine Beschwerde ist eine Angelegenheit von persönlichem Interesse und hat keine Auswirkungen auf die breitere Öffentlichkeit. Ein Whistleblowing-Bericht bezieht sich dagegen auf ernsthaftere und weitreichendere Angelegenheiten. Darunter fallen alle Aktivitäten, die per Gesetz verboten sind, zum Beispiel Straftaten, Diskriminierung oder Beweise für eine Vertuschung.
Typische Fälle, über die Whistleblower berichten, sind…
- Korruption
- Diskriminierung und Belästigung am Arbeitsplatz
- Gesetzesverstöße und Straftaten
- Menschenrechtsverletzungen
- Bestechlichkeit bzw. Bestechung
- Missstände oder Missmanagement
- Insiderhandel
- Missbrauch von Daten
Was ist die Whistleblowing-Richtlinie?
Mit der Whistleblowing-Richtlinie hat die EU Mindeststandards für den Schutz von Whistleblowern festgelegt. Sie reagierte damit auf Skandale wie Luxleaks, Panama Papers und Cambridge Analytica. Die Direktive trat am 16. Dezember 2019 in Kraft und musste von den Mitgliedsstaaten in nationales Recht umgesetzt werden. Die EU-Länder sind damit unterschiedlich weit fortgeschritten, obwohl die Frist bereits verstrichen ist. In Deutschland erfolgte die Umsetzung der Whistleblower-Richtlinie über das Hinweisgeberschutzgesetz, das seit 2. Juli 2023 verbindlich gilt.
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Whistleblower-Schutz in Deutschland: die gesetzliche Lage
Bereits Anfang 2019 hat der Deutsche Bundestag das „Gesetz zum Schutz von Geschäftsgeheimnissen“ (GeschGehG) verabschiedet. Damit war der erste Schritt in Richtung Whistleblower-Schutz gemacht. Im Juli 2023 folgte dann das Hinweisgeberschutzgesetz.
Unternehmen ab 50 Mitarbeitenden, Behörden und kirchliche Organisationen sind demnach verpflichtet, sichere Hinweisgebersysteme einzuführen. Sie müssen innerhalb von sieben Tagen bestätigen, dass ein Hinweis eingegangen ist. Außerdem müssen sie innerhalb von drei Monaten Rückmeldung geben, welche Maßnahmen sie ergriffen haben. Es ist ausdrücklich verboten, die hinweisgebende Person mit Repressalien unter Druck zu setzen.
Welche Whistleblower sind geschützt?
Das Hinweisgeberschutzgesetz hat seinen Anwendungsbereich im beruflichen Kontext. Es gilt für Meldungen, die sich auf den Arbeitgeber oder auf andere berufliche Kontakte beziehen. Unter den Schutz fallen Hinweise auf Verstöße sowohl gegen EU-Recht als auch gegen nationales Recht, zum Beispiel Steuerbetrug, Geldwäsche oder Straftaten im Zusammenhang mit öffentlichen Aufträgen, Produkt- und Verkehrssicherheit, Umweltschutz, öffentlicher Gesundheit sowie Verbraucher- und Datenschutz.
Wann können Whistleblower strafrechtlich verfolgt werden?
Die Debatte um Whistleblowing wirft die Frage auf, welches Recht schwerer wiegt: Das Recht auf Geheimhaltung (etwa staatlicher Geheimschutz) oder das öffentliche Recht auf Information. Das US-Spionagegesetz zum Beispiel wurde mehrmals herangezogen, um Bundesangestellte für die Weitergabe vertraulicher Informationen anzuklagen. Die Erfahrung zeigt, dass Whistleblowing häufig dann illegal ist, wenn die offengelegten Informationen die nationale Sicherheit gefährden.
Whistleblowing und DSGVO: Das gibt es zu beachten
Nach der Datenschutzgrundverordnung der EU sind die Compliance-Beauftragten verpflichtet, bei der Handhabung personenbezogener Daten sehr spezifische Vorgaben einzuhalten. Das hat direkten Einfluss auf die Vertraulichkeit von Whistleblowing-Meldungen:
- Laut DSGVO dürfen Unternehmen keine personenbezogenen Daten sammeln, ohne die betroffene Person zu informieren, wie ihre Daten verarbeitet werden.
- Unternehmen sind demnach verpflichtet, die beschuldigte Person zu informieren, wenn ein Hinweis gegen sie eingeht.
- Bei strenger Auslegung der DSGVO hätte der Beschuldigte zudem das Recht, die Namen der Hinweisgebenden zu erfahren, was den Verlust der Vertraulichkeit bedeutet. Dies könnte wiederum potenzielle Hinweisgebende abschrecken und zu weniger Meldungen führen.
Unser Tipp:
Um sicherzustellen, dass die Identitäten der Hinweisgebenden vertraulich behandelt werden, empfehlen die Datenschutzbehörden den Einsatz von Whistleblowing-Systemen, die – im Gegensatz zu E-Mail-Lösungen – anonyme Meldungen ermöglichen. Denn dann müssen Beschuldigte nur darüber informiert werden, dass eine (anonyme) Meldung über sie eingegangen ist. Die Identität des Whistleblowers bleibt geschützt.
Welche Bedeutung hat Whistleblowing für Unternehmen?
Viele Unternehmen haben Angst vor Whistleblowern. Tatsächlich leisten die Hinweisgeber ihrer Organisation aber einen wertvollen Dienst. Internes Whistleblowing bringt zahlreiche Vorteile für Unternehmen:
- Sie erkennen Missstände frühzeitig und können proaktiv dagegen vorgehen, bevor das Thema in der Presse oder auf Leaking-Plattformen landet.
- Sie vermeiden Image-Schäden.
- Sie minimieren finanzielle Risiken. Die Erfahrung zeigt, dass Unternehmen und Organisationen durch Verstöße rund sieben Prozent ihres Jahresumsatzes verlieren. Interne Berichte können dazu beitragen, einen erheblichen Teil dieser Fälle aufzudecken.
- Sie schützen sich vor Rechtsstreitigkeiten.
- Sie verbessern die Unternehmenskultur.
- Sie stärken ihren Ruf, indem sie zeigen, dass sie Whistleblowing ernst nehmen.
Warum haben Unternehmen Angst vor Whistleblowing? – 5 Mythen im Faktencheck
Es gibt viele Mythen über Whistleblowing, die Unternehmen skeptisch – oder sogar ängstlich – auf die Einführung eines Whistleblowing-Systems schauen lassen. Tatsächlich sind die meisten Befürchtungen unbegründet.
Hinweisgebende schaden Unternehmen nur dann, wenn sie Fehlverhalten im Unternehmen direkt an die Öffentlichkeit oder die Medien melden. Deshalb ist es wichtig, dass Hinweisgebende dazu ermutigt werden, intern zu melden. Dazu sollten Unternehmen interne Hinweisgeberkanäle einrichten und aktiv kommunizieren. Mitarbeitende können so ihre Beobachtungen direkt an die zuständige Stelle im Unternehmen übermitteln und helfen, Missstände frühzeitig zu erkennen und zu beheben. Dies trägt dazu bei, dass das Risiko für Skandale sinkt und so weitreichende Reputationsschäden verhindert werden.
Whistleblower im Unternehmens-Kontext sind durch das Hinweisgeberschutzgesetz geschützt. Melden sie ihre Beobachtungen jedoch nicht intern, sondern direkt an eine externe Stelle (z.B. die Medien), können sie sich strafbar machen, wenn sie dabei beispielsweise Geschäftsgeheimnisse offenlegen. Ausnahmen gelten, wenn Hinweisgebende im öffentlichen Interesse handeln. Nichts zu fürchten haben all jene Whistleblower, die zunächst firmeninterne Meldekanäle wie ein digitales Hinweisgebersystem zur Übermittlung von Missständen nutzen.
Laut der Whistleblowing-Umfrage 2023 erhielten im Jahr 2022 nur 24 Prozent der Unternehmen missbräuchliche oder falsche Meldungen. 57 Prozent waren nicht mit diesem Problem konfrontiert, und 19 Prozent waren sich über die Situation in ihrer Organisation nicht im Klaren. Dennoch ist es wichtig, bei der Einführung von Hinweisgebersystemen klar zu kommunizieren, dass missbräuchliche Meldungen nicht geduldet werden.
Der Whistleblowing Report 2021 zeigt, dass Unternehmen durchschnittlich 34 Meldungen pro Jahr erhalten. Je größer das Unternehmen ist, desto höher ist meist auch die Meldewahrscheinlichkeit. Viele Hinweise zu erhalten, ist jedoch nicht per se ein schlechtes Zeichen. Zwar kann eine niedrige Zahl von Meldungen ein Indiz dafür sein, dass im Unternehmen nur wenige Missstände vorliegen. Jedoch kann dies auch bedeuten, dass die Meldestelle fehlerhaft ist, Mitarbeitende kein Vertrauen in den Kanal haben oder diese schlicht nicht wissen, wohin sie Fehlverhalten melden sollen. Unternehmen sollten daher ihre Meldekanäle sowie die Bearbeitungsprozesse transparent kommunizieren, um Hemmschwellen bei potenziellen Hinweisgebenden abzubauen.
Geben Whistleblower ihre Namen bei der Meldung an, muss der Arbeitergeber seiner allgemeinen Fürsorgepflicht nachkommen und die Identität der Hinweisgebenden soweit wie möglich vertraulich behandeln. Wird die Identität der Hinweisgebenden dennoch bekannt, muss der Arbeitgeber die Meldenden vor Vergeltungsmaßnahmen durch Kollegen schützen.
Wie können Unternehmen Whistleblower besser schützen?
Zwar verbietet das Hinweisgeberschutzgesetz direkte oder indirekte Sanktionen wie Entlassungen, Degradierungen und andere Diskriminierungen gegen Whistleblower. Es schützt sie aber nicht vor subtilem Mobbing durch Kollegen. Folgende Maßnahmen sind daher empfehlenswert:
- Richten Sie ein anonymes Hinweisgebersystem ein, sodass Meldende ihre Identität gar nicht erst preisgeben müssen.
- Etablieren Sie eine Speak-up-Kultur und ermutigen Sie Mitarbeitende, Missstände aufzuzeigen.
- Führen Sie Schulungen und Kommunikationsmaßnahmen durch.
- Sie schützen sich vor Rechtsstreitigkeiten.
- Sie verbessern die Unternehmenskultur.
- Sie stärken ihren Ruf, indem sie zeigen, dass sie Whistleblowing ernst nehmen.
Wie sollte ein Whistleblower vorgehen können?
Machen Sie es Mitarbeitenden so einfach wie möglich, Compliance-Verstöße zu melden. In der Praxis hat es sich bewährt, verschiedene interne Meldekanäle anzubieten, zum Beispiel allgemeinere Kommunikationswege wie Telefon oder E-Mail und einen spezialisierten Hinweisgeberkanal. Wichtig ist, dass Whistleblower die Möglichkeit haben, anonym zu bleiben. So bauen Unternehmen Vertrauen auf und demonstrieren, wie wichtig es ihnen ist, Missstände aufzudecken. Der Whistleblowing Report 2019 zeigt, dass Hinweisgeber bevorzugt anonyme Meldekanäle nutzen. 58 Prozent der Erstmeldungen erfolgen auf diesem Weg, sofern er angeboten wird. Mittlerweile haben sich anonyme Meldekanäle als Standard etabliert, so die Whistleblowing-Umfrage 2023. Die große Mehrheit der Unternehmen (85 Prozent) ermöglicht es Hinweisgebern, unerkannt zu bleiben.
Was ist ein digitales Whistleblower-System?
Ein professionelles digitales Whistleblower-System ist eine Plattform, die als zentrale Anlaufstelle für Hinweisgeber dient. Sie ist rund um die Uhr erreichbar – zum Beispiel über eine Intranet-Seite. Whistleblower können dort eine Fallmaske ausfüllen, ohne dass sie ihre Identität preisgeben müssen. Das System legt dann ein Postfach an, über das der Compliance Officer mit dem anonymen Hinweisgebenden kommunizieren kann. Die erhobenen Daten werden verschlüsselt. So lässt sich größtmöglicher Schutz des Whistleblowers und eine vertrauliche Fallbearbeitung sicherstellen. Laut der Whistleblowing-Umfrage 2023 setzen fast drei Viertel der befragten Unternehmen bereits ein digitales Hinweisgebersystem ein.
Welche Bedeutung hat Whistleblowing für die Gesellschaft?
Beispiele wie der Fall Wirecard zeigen, dass das Thema Whistleblowing an Bedeutung gewinnt. Das belegen auch statistische Auswertungen. Im Juni 2020 berichtete Watson.ch, dass die staatliche Whistleblowing-Meldestelle in der Schweiz von Jahr zu Jahr mehr Meldungen erhält. Interessanterweise kamen die meisten dieser Berichte in diesem Jahr von externen Hinweisgebenden (Lieferanten, Auftragnehmer oder Subventionsempfänger) und nicht von Angestellten. 148 Meldungen waren anonym, was fast 80 Prozent der Fälle ausmacht.
Im Oktober 2020 meldete die britische Financial Conduct Authority einen Anstieg um 61 Prozent der Zahl der Beschwerden über die Whistleblowing-Verfahren bei Finanzdienstleistungsunternehmen. Den Anstieg führte die Behörde darauf zurück, dass sowohl das Bewusstsein für den Schutz von Whistleblowern gestiegen ist, als auch die Anzahl der Verfahren. Außerdem hätte die Covid-19-Pandemie den Zugang zu internen Meldesystemen erschwert.
Wodurch wurde der Begriff „Whistleblowing“ bekannt?
Spätestens seit den Enthüllungen von Edward Snowden und des Wikileaks-Gründers Julian Assange kennt fast jeder den Begriff „Whistleblower“. In den vergangenen Jahren berichteten die Medien über etliche Skandale und Ereignisse, die durch Whistleblowing aufgedeckt wurden. So offenbarte die weltweite Finanzkrise 2007-2008 weit verbreitete Misswirtschaft von Unternehmen in Finanzinstituten. Mit dem sogenannten Diesel-Skandal im Jahr 2015 wurde bekannt, dass mehrere Autohersteller ihre Fahrzeuge illegal manipuliert hatten, um die Messwerte bei Abgasprüfungen zu beschönigen. All diese Vorfälle kosteten die Unternehmen Milliarden von Dollar. Sie stehen beispielhaft für die Skandale, die durch eine effektive interne Whistleblowing-Politik und die Einrichtung eines Hinweisgebersystems wahrscheinlich hätten verhindert werden können.
Zunehmende Prominenz gewann der Begriff des Whistleblowing durch die #MeToo-Bewegung 2017. Mit diesem Hashtag erhoben Hollywood-Stars immer weitere Anschuldigungen gegen den US-Filmproduzenten Harvey Weinstein wegen sexueller Belästigung und Missbrauch. Die #MeToo-Bewegung führte auch dazu, dass Unternehmen ihre Mitarbeitenden besser schützen wollten, wenn sie illegales oder bedenkliches Verhalten melden.
Berühmte Whistleblower: Beispiele aus den USA
- Edward Snowden ist einer der bekanntesten Whistleblower. Der US-Amerikaner brachte 2013 die weltweiten Überwachungs- und Spionagepraktiken des US-Geheimdienstes National Security Agency NSA ans Licht. Seit 2007 ließen die Vereinigten Staaten und Großbritannien die globale Telekommunikation und das Internet überwachen, allerdings ohne konkreten Verdacht. Beide Länder rechtfertigten dies damit, terroristische Anschläge vorzubeugen. Die USA werfen Edward Snowden bis heute Spionage und die Gefährdung der nationalen Sicherheit vor. Für seine Enthüllungen bezahlte der ehemalige CIA-Mitarbeiter einen hohen Preis: Die Rückkehr in die USA scheint undenkbar, denn dort drohen ihm viele Jahre Gefängnis. Mittlerweile lebt Snowden in Russland und hat eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung.
- Julian Assange ist zwar kein Whistleblower, aber neben Edward Snowden einer der berühmtesten Namen, wenn es um Whistleblowing geht. Assange ist der Gründer der Wikileaks-Plattform, die vor allem weltweit Beachtung fand durch den Fall der Whistleblowerin Chelsea Manning (damals Bradley). Sie hatte geheime Militär-Informationen an Wikileaks weitergeleitet und wurde zunächst dafür wegen Spionage und Diebstahl verurteilt. Mittlerweile ist Manning wieder frei.
- Christopher Wylie brachte die Manipulationen der Datenfirma Cambridge Analytica im US-amerikanischen Wahlkampf ans Licht.
- Joseph C. Wilson, ehemaliger US-Botschafter, informierte die New York Times darüber, dass die Regierung unter US-Präsident George W. Bush Papiere gefälscht hatte. Diese sollten beweisen, dass sich der Irak unter Saddam Hussein Material für den Bau einer Atombombe beschafft hatte. Damit wollte die US-Regierung den Einmarsch in den Irak 2003 rechtfertigen.
- Sherron Watkins war die Whistleblowerin im Skandal der Energiefirma Enron. Die ehemalige Vizepräsidentin des Unternehmens stellte Unregelmäßigkeiten in der Buchhaltung fest und informierte zuerst den damaligen CEO Kenneth Lay. Später sagte sie vor dem US-Kongress aus. Das führte zur Verhaftung ihres Vorgesetzen und zum Bankrott von Enron. So wurde eine der ersten großen Bilanzbetrügereien und einer der größten Wirtschaftsskandale der USA aufgedeckt.
- Mark Felt war der Whistleblower in der Watergate-Affäre, die 1974 den damaligen US-Präsidenten Richard Nixon zu Fall brachte. Watergate gilt bis heute als einer der größten Skandale der Weltpolitik.
- Daniel Ellsberg gab 1971 geheime Informationen an die New York Times weiter. Mit der Veröffentlichung der „Pentagon-Papiere“ machte er auf den Missstand aufmerksam, dass die US-Regierung die amerikanische Bevölkerung in Bezug auf den Vietnamkrieg getäuscht hatte. Ellsberg zählt bis heute zu den bekanntesten Whistleblowern.
Berühmte Whistleblower: Beispiele aus Deutschland
Es gibt auch viele Fälle von Whistleblowing in Deutschland. Ein bekanntes Beispiel ist der Fall einer Apotheke in Bottrop, der sich 2016 als einer der größten Medizinskandale in der bundesdeutschen Geschichte herausstellte. Der Whistleblower Martin Porwoll, damals kaufmännischer Leiter der betroffenen Apotheke, hatte aufgedeckt, dass der Besitzer der Großapotheke jahrelang Kochsalzlösungen als individuell zusammengestellte Krebsmedikamente an schwerkranke Krebspatienten verkauft hatte und diese gegenüber den Krankenkassen entsprechend abgerechnet hat. Martin Porwoll wurde fristlos entlassen. Mit seinen Enthüllungen rettete der Volkswirt womöglich sehr vielen Menschen das Leben.
Dr. Margit Herbst ist eine der ersten deutschen Whistleblowerinnen. Die Tierärztin meldete 1990 die ersten Verdachtsfälle auf Rinderwahnsinn in Deutschland. Doch ihre Vorgesetzten missachteten die Hinweise der damaligen Veterinärin in Schleswig-Holstein und ließen die von ihr als krank gemeldeten Tiere schlachten und gesund deklariert in den Handel geben. 1994 ging Herbst an die Öffentlichkeit, wurde mit der Begründung, dass sie zur Verschwiegenheit über Missstände auf dem Schlachthof verpflichtet gewesen sei, fristlos entlassen.
Whistleblowing in der Politik
Whistleblowing betrifft nicht nur Unternehmen und Organisationen, sondern auch die Politik und deren Maßnahmen. Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Mai 2020, dass Stephan Kohn, ein Mitarbeiter des Bundesinnenministeriums, die Corona-Maßnahmen der Regierung öffentlich als „Fehlalarm“ bezeichnet hatte. Manche halten ihn seitdem für einen mutigen Whistleblower, andere nennen ihn einen Wichtigtuer. Gegen Kohn ist ein Disziplinarverfahren eingeleitet worden. Es wird derzeit geklärt, ob Kohn sich eines Amtsvergehens schuldig gemacht hat.
Welche ethischen Konflikte entstehen beim Thema Whistleblowing?
Whistleblowing bringt oft zwei moralische Werte in Konflikt: Fairness und Loyalität. Wer Fehlverhalten meldet, verhält sich fair und richtig gegenüber der Öffentlichkeit, gerät aber mit der eigenen Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber in Konflikt. Whistleblowing kann somit als Vertrauensbruch angesehen werden. Viele Whistleblower entscheiden sich für eine Meldung, weil sie den Wert von Fairness und dem, was richtig ist, über die Loyalität gegenüber ihrer Organisation stellen.
Ob Whistleblower „Helden“ oder „Verräter“ sind, hängt allein von ihren Absichten ab. Tun sie es, um ein Unrecht zu korrigieren? Tun sie es, um die Öffentlichkeit zu schützen? Oder ist die Grundlage des Handelns das Streben nach Aufmerksamkeit oder finanziellem Gewinn?
Hollywood verherrlicht und romantisiert gerne prominente Informanten, darunter Edward Snowden und Julian Assange. Das macht Whistleblowing wiederum attraktiv für diejenigen, die ihren eigenen Namen in der Presse lesen wollen.
Um „unethisches“ Whistleblowing zu unterbinden, bietet sich ein anonymes Hinweisgebersystem an. So lässt sich die Identität der Hinweisgebenden geheim halten und landet nicht in der Öffentlichkeit.
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